Rückblick: 58. Wissenschaftlicher Gesprächskreis
KI in Kunst und Gesellschaft: Was bleibt nach dem Hype?
Am 04.06.2025 fand der 58. Wissenschaftliche Gesprächskreis (WGK) unter dem Titel „KI in Kunst und Gesellschaft – Was bleibt nach dem Hype?“ statt – eine Veranstaltung, die sich mit den kritischen Fragen rund um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der zeitgenössischen Kunst und darüber hinaus auseinandersetzte.

Als Gastredner war Miro Leon Bucher eingeladen, Medienkünstler, Philosoph und Dozent an der RWTH Aachen. In seinem Vortrag ging Bucher der Frage nach, was an der „KI-Revolution“ in Kunst und Gesellschaft tatsächlich neu ist – und was vielleicht nur Teil eines kommerziell getriebenen Hypes.
KI als Werkzeug, Medium und Machtstruktur
Bucher präsentierte einen nuancierten Blick auf KI: Nicht nur als technische Innovation, sondern als Medium künstlerischer Auseinandersetzung und zugleich Ausdruck bestehender Machtverhältnisse. Besonders in der Kunst werde deutlich, dass KI nicht neutral sei, sondern kulturell und politisch geprägt durch die Auswahl von Trainingsdaten, durch Algorithmen und durch Plattformlogiken.
Sein künstlerischer Zugang zeigte, wie KI in Installationen, Performances oder Bildgenerierung nicht nur eingesetzt, sondern reflektiert und hinterfragt werden kann. Werke von Studierenden, die in seiner Lehre entstanden, veranschaulichen, wie KI zur kritischen Darstellung von Ungleichheit und gesellschaftlicher Normierung genutzt werden kann.
Bucher betonte dabei, dass es nicht ausreiche, KI für Kunst zu verwenden. Vielmehr müsse man auch über KI arbeiten – und teilweise sogar gegen sie. Kunst mit, über und gegen KI heißt: KI nicht nur als Tool akzeptieren, sondern als Gegenstand kritischer Auseinandersetzung. Die Ästhetik solcher Werke verrät dabei oft mehr über gesellschaftliche Machtverhältnisse und algorithmische Voreingenommenheiten als ein rein technischer Diskurs.


Kommerzialisierung vs. kulturelles Gemeingut
Eindrücklich waren Buchers Kommentare an große Tech-Konzernen wie OpenAI, Google und Meta, die KI-Modelle auf Basis öffentlicher Internetdaten trainieren, meist ohne Zustimmung der Urheber:innen. Die daraus entstehenden Produkte werden anschließend kommerzialisiert und verkauft. Daraus ergibt sich, so Bucher, eine paradoxe Situation: Wir alle tragen zur Wissensbasis bei – müssen später aber dafür bezahlen, auf sie zuzugreifen.
Diese Dynamik sei besonders problematisch in künstlerischen Kontexten, in denen schöpferische Freiheit, kollektive Referenz und kulturelle Teilhabe zentral sind. Wer kontrolliert die kreative Infrastruktur der Zukunft – und wer hat Zugang?

Demokratisierung durch lokale Modelle: LoRA
Einen konkreten Gegenentwurf bietet Bucher mit dem Hinweis auf Low-Rank Adaptation (LoRA) – eine Methode, die es erlaubt, große KI-Modelle mit begrenzten Mitteln lokal weiterzuentwickeln. Diese Technik wird etwa von Studierenden eingesetzt, um Stable Diffusion XL für eigene, kontextbezogene künstlerische Projekte zu adaptieren.
Dabei geht es nicht nur um technische Effizienz, sondern um kulturelle Selbstrepräsentation: Lokale Communities sollen in der Lage sein, Modelle zu trainieren, die ihre eigenen Perspektiven widerspiegeln im Gegensatz zur global-homogenisierten Sichtweise großer KI-Anbieter. So ließe sich KI in Richtung demokratischer Infrastruktur weiterentwickeln als Werkzeug zum Wohle aller, nicht nur als Produkt.


Zwischen Kritik und Vision: Was bleibt nach dem Hype?
Die anschließende Diskussion zeigte deutlich: Das Thema KI ist längst mehr als ein technologischer Trend zu sehen, sondern es betrifft ethische, künstlerische und gesellschaftspolitische Fragen gleichermaßen. Miro Bucher forderte dazu auf, KI nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv mitzugestalten. Seine Vision: Eine KI, die nicht nur nützt, sondern Teil einer gerechteren, inklusiveren Gesellschaft ist – und in der Kunst nicht zur Dekoration, sondern zum Katalysator kritischer Reflexion wird.

Die Diskussionsrunde war lebendig und vielseitig: Teilnehmende stellten kritische Fragen und Miro Leon Bucher beantwortete die Beiträge mit großer Offenheit. Im Anschluss wurde zum gemeinsamen Austausch bei Speis und Trank eingeladen, wofür BrotArt mit einem Buffet sorgte. In entspannter Atmosphäre wurde weiterdiskutiert, vernetzt und reflektiert – ganz im Sinne des WGKs: interdisziplinär, dialogisch und zukunftsgerichtet.

Über den WGK als Veranstaltungsreihe
Der Wissenschaftliche Gesprächskreis ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Botschaft Seoul, des Alumninetzwerks Deutschland-Korea, des DAAD, des Goethe-Instituts Korea und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Veranstaltungsreihe bietet eine Plattform für den Austausch zu aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen. Der WGK findet beim Goethe Institut statt:

Diese Aussicht lockt besonders bei so gutem Wetter wie vergangenem Dienstag.😉
Fazit
Miro Buchers Vortrag war kein technischer Überblick, sondern ein philosophisch fundierter Weckruf: Wenn wir wollen, dass KI unserer Gesellschaft wirklich dient, müssen wir sie neu denken. Nicht nur von oben – sondern auch von innen heraus, aus verschiedenen Perspektiven wie der Kunst, der lokalen Praxis und der gemeinschaftlichen Verantwortung.
Was bleibt also nach dem Hype? Vielleicht eine klarere Vorstellung davon, welche Art KI wir wollen – und von & für wen.
Rückblick: 58. Wissenschaftlicher Gesprächskreis
KI in Kunst und Gesellschaft: Was bleibt nach dem Hype?
Am 04.06.2025 fand der 58. Wissenschaftliche Gesprächskreis (WGK) unter dem Titel „KI in Kunst und Gesellschaft – Was bleibt nach dem Hype?“ statt – eine Veranstaltung, die sich mit den kritischen Fragen rund um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der zeitgenössischen Kunst und darüber hinaus auseinandersetzte.
Als Gastredner war Miro Leon Bucher eingeladen, Medienkünstler, Philosoph und Dozent an der RWTH Aachen. In seinem Vortrag ging Bucher der Frage nach, was an der „KI-Revolution“ in Kunst und Gesellschaft tatsächlich neu ist – und was vielleicht nur Teil eines kommerziell getriebenen Hypes.
KI als Werkzeug, Medium und Machtstruktur
Bucher präsentierte einen nuancierten Blick auf KI: Nicht nur als technische Innovation, sondern als Medium künstlerischer Auseinandersetzung und zugleich Ausdruck bestehender Machtverhältnisse. Besonders in der Kunst werde deutlich, dass KI nicht neutral sei, sondern kulturell und politisch geprägt durch die Auswahl von Trainingsdaten, durch Algorithmen und durch Plattformlogiken.
Sein künstlerischer Zugang zeigte, wie KI in Installationen, Performances oder Bildgenerierung nicht nur eingesetzt, sondern reflektiert und hinterfragt werden kann. Werke von Studierenden, die in seiner Lehre entstanden, veranschaulichen, wie KI zur kritischen Darstellung von Ungleichheit und gesellschaftlicher Normierung genutzt werden kann.
Bucher betonte dabei, dass es nicht ausreiche, KI für Kunst zu verwenden. Vielmehr müsse man auch über KI arbeiten – und teilweise sogar gegen sie. Kunst mit, über und gegen KI heißt: KI nicht nur als Tool akzeptieren, sondern als Gegenstand kritischer Auseinandersetzung. Die Ästhetik solcher Werke verrät dabei oft mehr über gesellschaftliche Machtverhältnisse und algorithmische Voreingenommenheiten als ein rein technischer Diskurs.
Kommerzialisierung vs. kulturelles Gemeingut
Eindrücklich waren Buchers Kommentare an große Tech-Konzernen wie OpenAI, Google und Meta, die KI-Modelle auf Basis öffentlicher Internetdaten trainieren, meist ohne Zustimmung der Urheber:innen. Die daraus entstehenden Produkte werden anschließend kommerzialisiert und verkauft. Daraus ergibt sich, so Bucher, eine paradoxe Situation: Wir alle tragen zur Wissensbasis bei – müssen später aber dafür bezahlen, auf sie zuzugreifen.
Diese Dynamik sei besonders problematisch in künstlerischen Kontexten, in denen schöpferische Freiheit, kollektive Referenz und kulturelle Teilhabe zentral sind. Wer kontrolliert die kreative Infrastruktur der Zukunft – und wer hat Zugang?
Demokratisierung durch lokale Modelle: LoRA
Einen konkreten Gegenentwurf bietet Bucher mit dem Hinweis auf Low-Rank Adaptation (LoRA) – eine Methode, die es erlaubt, große KI-Modelle mit begrenzten Mitteln lokal weiterzuentwickeln. Diese Technik wird etwa von Studierenden eingesetzt, um Stable Diffusion XL für eigene, kontextbezogene künstlerische Projekte zu adaptieren.
Dabei geht es nicht nur um technische Effizienz, sondern um kulturelle Selbstrepräsentation: Lokale Communities sollen in der Lage sein, Modelle zu trainieren, die ihre eigenen Perspektiven widerspiegeln im Gegensatz zur global-homogenisierten Sichtweise großer KI-Anbieter. So ließe sich KI in Richtung demokratischer Infrastruktur weiterentwickeln als Werkzeug zum Wohle aller, nicht nur als Produkt.
Zwischen Kritik und Vision: Was bleibt nach dem Hype?
Die anschließende Diskussion zeigte deutlich: Das Thema KI ist längst mehr als ein technologischer Trend zu sehen, sondern es betrifft ethische, künstlerische und gesellschaftspolitische Fragen gleichermaßen. Miro Bucher forderte dazu auf, KI nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv mitzugestalten. Seine Vision: Eine KI, die nicht nur nützt, sondern Teil einer gerechteren, inklusiveren Gesellschaft ist – und in der Kunst nicht zur Dekoration, sondern zum Katalysator kritischer Reflexion wird.
Die Diskussionsrunde war lebendig und vielseitig: Teilnehmende stellten kritische Fragen und Miro Leon Bucher beantwortete die Beiträge mit großer Offenheit. Im Anschluss wurde zum gemeinsamen Austausch bei Speis und Trank eingeladen, wofür BrotArt mit einem Buffet sorgte. In entspannter Atmosphäre wurde weiterdiskutiert, vernetzt und reflektiert – ganz im Sinne des WGKs: interdisziplinär, dialogisch und zukunftsgerichtet.
Über den WGK als Veranstaltungsreihe
Der Wissenschaftliche Gesprächskreis ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Botschaft Seoul, des Alumninetzwerks Deutschland-Korea, des DAAD, des Goethe-Instituts Korea und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Veranstaltungsreihe bietet eine Plattform für den Austausch zu aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen. Der WGK findet beim Goethe Institut statt:
Diese Aussicht lockt besonders bei so gutem Wetter wie vergangenem Dienstag.😉
Fazit
Miro Buchers Vortrag war kein technischer Überblick, sondern ein philosophisch fundierter Weckruf: Wenn wir wollen, dass KI unserer Gesellschaft wirklich dient, müssen wir sie neu denken. Nicht nur von oben – sondern auch von innen heraus, aus verschiedenen Perspektiven wie der Kunst, der lokalen Praxis und der gemeinschaftlichen Verantwortung.
Was bleibt also nach dem Hype? Vielleicht eine klarere Vorstellung davon, welche Art KI wir wollen – und von & für wen.