Interview mit Annabell Führes, Print Webtoon Übersetzerin der ersten Generation
Wir möchten uns ganz herzlich bei Annabell Führes, Gewinnerin des Special ADeKo Awards 2025, für ihre tolle Arbeit bedanken und stellen sie, ihren Werdegang und Karriere in Form eines Interviews vor!

Annabell Führes während eines Vortrags in der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea in der Bundesrepublik Deutschland
Werdegang & Motivation
ADeKo: Bitte gib uns eine kurze Übersicht Deiner Arbeit.
Ich arbeite seit Anfang 2021 als Übersetzerin vom Koreanischen und Englischen ins Deutsche. Während dieser Zeit habe ich mit Unternehmen wie IYuno und Lezhin Entertainment an verschiedenen Online-Projekten zusammengearbeitet. Mein Schwerpunkt lag dabei auf der Etablierung gedruckter Webtoons auf dem deutschen Markt in Zusammenarbeit mit großen deutschen Verlagen wie dem Carlsen Verlag, Altraverse Verlag und Papertoons Verlag.
Seit Beginn meiner Karriere habe ich an mehr als zehn Serien und über 50 Büchern gearbeitet, die in Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich sind. Zu den bekannten Werken, an denen ich beteiligt war, zählen 「The World After the Fall」, 「I Shall Master this Family」 und 「My Gently Raised Beast」.
Was hat Dein Interesse an Übersetzung am Anfang geweckt? Und was hat Dich dazu inspiriert, speziell Koreanisch-Deutsche Übersetzerin zu werden?
Ich begann in der Oberschule, Koreanisch zu lernen, kurz bevor eine Reise nach Südkorea anstand. Danach setzte ich das Lernen der Sprache in meiner Freizeit fort. Nach einem Auslandsjahr an der Korea University Business School entschied ich mich, nach meinem BWL-Bachelorabschluss Koreanistik im Master zu studieren.
Am Ende meines Studiums suchte ich nach einer Möglichkeit, meine Sprachkenntnisse beruflich zu nutzen. Zu dieser Zeit wusste in Deutschland fast niemand etwas über koreanische Webtoons, und niemand hätte erwartet, dass sie jemals für die breite Öffentlichkeit übersetzt würden.
Da ich seit meiner Kindheit eine begeisterte Leseratte war und Bücher sowie Comics liebte, hatte ich eine natürliche Affinität zur Literatur. Als sich die Gelegenheit bot, koreanische Webtoons auf dem deutschen Online-Markt vorzustellen, ergriff ich sie sofort. Nach einem schwierigen Bewerbungsprozess bekam ich schließlich meinen ersten Job als Übersetzerin.
Webtoons und Popular Media Übersetzung sind relative neu. Was sind Herausforderungen, auf die Du als eine Übersetzerin der ersten Generation in diesem Bereich gestoßen bist? Und wie hast Du sie überwunden?
Als Teil der ersten Generation von Übersetzerinnen in diesem Bereich zu arbeiten, war sowohl eine große Chance als auch eine Herausforderung. In anderen Branchen, beispielsweise im Gaming-Bereich, gibt es Tools wie memoQ, die das Übersetzen erleichtern. Bei Webtoon-Übersetzungen sind jedoch nach wie vor viele manuelle Arbeiten erforderlich — von der Seitennummerierung bis hin zu schlecht lesbaren Scans mit niedriger Auflösung.
Neben den technischen Herausforderungen enthalten Webtoons viele moderne und trendige Humor- sowie Ausdrucksformen, die sich nur schwer mit traditioneller Literatur vergleichen lassen. Daher ist es für Übersetzerinnen notwendig, sich kontinuierlich über die koreanische Kultur, politische Entwicklungen, neue Ausdrücke und Internet-Meme-Kulturen auf dem Laufenden zu halten.
Zudem gibt es aufgrund der begrenzten Sprechblasen in Webtoons oft eine Zeichenbeschränkung. Das stellt eine große Herausforderung dar, da der Ton, Inhalt, die Charaktereigenschaften und der Humor innerhalb von etwa zehn Zeichen vermittelt werden müssen.
Hast Du als Pionier in der Übersetzungsarbeit von Webtoons und Popular Media eine Art Verantwortungsgefühl dafür, wie diese Medien in Deutschland wahrgenommen werden?
Ja, definitiv! Als Übersetzerin fühle ich mich oft wie eine wichtige Repräsentantin der koreanischen Kultur, des Humors und der Geschichte, die durch diese Werke transportiert werden. Da die meisten deutschen Verlage über zehn Jahre mit dem japanischen Markt zusammengearbeitet haben, könnten sie die Illustrationen von Webtoons häufig vor einem anderen kulturellen Hintergrund interpretieren.
Auch wenn ich für die Übersetzungen verantwortlich bin, übernimmt der Verlag die Endbearbeitung und den Druck. Daher nehme ich mir oft die Zeit, den Redakteuren genaue Hinweise zu geben, um sicherzustellen, dass die koreanische Kultur korrekt wiedergegeben wird.
Ein Beispiel hierfür ist mein Hinweis darauf, dass der Begriff „삼각김밥“ nicht mit „Onigiri“ verwechselt oder geändert werden sollte. Außerdem habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass bestimmte Begriffe aufgrund geopolitischer Konflikte in der Region vermieden werden sollten.
Hast Du ein persönlicher Favorit von allen Webtoons, an deren Übersetzung Du bereits gearbeitet hast? Und falls ja, weshalb?
Es ist schwer, nur einen Favoriten zu wählen, da man für jede Serie, in die man so viel Zeit und Herzblut steckt, eine besondere Zuneigung entwickelt. 「My Gently Raised Beast」 liegt mir jedoch besonders am Herzen, da es mein erstes veröffentlichtes Werk war.
Ich hatte die Serie zuvor als Fan gelesen und war überglücklich, als ich einige Jahre später die Übersetzung übernehmen konnte. Diese Serie wurde auch auf der Leipziger Buchmesse 2024 vorgestellt. Es war ein unglaubliches Gefühl, meine Arbeit dort zu sehen und zu erfahren, wie die Leserschaft und Fans den Webtoon auf dem deutschen Markt aufgenommen haben.
Was ist bis jetzt der denkwürdigste Moment Deiner Kariere – vielleicht ein Meilenstein oder ein Moment, der Dich besonders stolz oder glücklich gemacht hat?
Jedes Mal, wenn ich über meine Arbeit sprechen kann, bin ich stolz. Besonders stolz war ich, als ich Ende 2024 eine Rede im Koreanischen Kulturzentrum in Berlin hielt, das von der Botschaft der Republik Korea geleitet wird. Für mich, die früher als Studentin Koreanisch lernen wollte, war es ein ganz besonderer Moment, meine bisherige Karriere zu reflektieren und zu sehen, wie weit ich bereits gekommen bin.
Außerdem habe ich begonnen, auf sozialen Medien Einblicke hinter die Kulissen meiner Übersetzungsarbeit und mein Wissen zu teilen, um anderen, die sich für die Übersetzung von Webtoons und die koreanische Sprache interessieren, hilfreiche Einblicke zu geben.
Übersetzerinnen bleiben normalerweise im Hintergrund. Doch indem ich meine Arbeit auf Social Media präsentiere, spüre ich ein wachsendes Interesse an den unsichtbaren Akteuren, die hinter den Kulissen tätig sind.
Was sind Deine Ziele für die Zukunft? Gibt es bestimmte Projekte oder Bereiche, die Du in deiner Karriere als Übersetzerin erforschen möchtest?
Webtoons sind auf dem deutschen Markt immer noch relativ neu und aufgrund der höheren Produktionskosten deutlich teurer als japanische Manga. Mein Ziel für die Zukunft ist es, Webtoons als einen wichtigen Teil der Literatur zu etablieren.
Ich möchte jedes Jahr neue Veröffentlichungen übersetzen und würde auch gerne einmal in die Lizenzabteilung eines Verlags hineinschnuppern. Dabei reizt es mich besonders, mit koreanischen Partnern zusammenzuarbeiten und mitzuentscheiden, welche Webtoons der nächste große Erfolg werden könnten.
Zum Übersetzungsprozess
Wie Du bereits erwähnt hast, sind Webtoons oft geprägt durch einen eigenen Humor und kulturelle Eigenschaften. Wie hältst Du die Balance zwischen dem Original und der Sicherstellung, dass der Inhalt bei der Deutschen Leserschaft Anklang findet?
Verlage in Deutschland legen mehr Wert auf die Resonanz der Leserschaft als auf eine wortwörtliche Übersetzung. Tatsächlich sind Koreanisch und Deutsch so unterschiedlich, dass eine wortwörtliche Übersetzung in den meisten Fällen ohnehin unmöglich wäre.
Webtoons wurden zur Unterhaltung geschaffen, weshalb es wichtig ist, dass die Charaktere nicht wie Roboter ohne Emotionen klingen. Ich achte besonders auf den Ton eines Satzes — ob er verspielt, ärgerlich oder etwas anderes ist — und finde die passende Übersetzung im Deutschen.
Jeder Übersetzer hat seinen eigenen Witz, Humor und Stil, weshalb es unzählige verschiedene Übersetzungen für denselben Satz geben kann. Genau das macht Übersetzen für mich zu einer Kunst.
Gibt es bestimmte Techniken, die Du nutzt, um den Ton und Stil des Originals so gut wie möglich wiederzugeben?
Jeder Webtoon-Übersetzer führt ein Glossar, um häufig verwendete Ausdrücke und Eigenheiten der Charaktere zu dokumentieren. Bei Geschichten wie 「The World After the Fall」, die viele Charaktere umfassen, verbringe ich oft Stunden mit der Erstellung dieser Übersicht und verfolge die Entwicklung der Charaktere sowie deren Sprachgebrauch.
Ich habe festgestellt, dass das Verstehen der koreanischen Sprache und das Übersetzen zwei völlig verschiedene Fähigkeiten sind. Um den Stil des Originals zu bewahren, muss man nicht nur Koreanisch verstehen, sondern auch jahrelang die Nuancen und den Ton der Sprache erfassen.
Zum Beispiel denke ich nicht immer automatisch an „Wie du weißt“, wenn ich die koreanische Endung -찮아요 sehe. Solche direkten Übersetzungen können unnatürlich klingen. Wenn man ständig dieselben Wörter verwendet, wirkt die Geschichte mit der Zeit eintönig und langweilig. Stattdessen lese ich den gesamten Satz, erfasse den Kontext und finde anschließend eine passende Formulierung.
Dieser Prozess führt allerdings oft dazu, dass ich zwar den Satz genau verstehe, mir jedoch dennoch den Kopf über die perfekte deutsche Übersetzung zerbreche.
Wie viel kreative Freiheit hast Du als Übersetzerin wenn du an einem Projekt arbeitest und fühlst du Dich manchmal als Co-Creator der Arbeit?
Momentan habe ich viel kreative Freiheit. Natürlich bearbeiten die Redakteurinnen und Lektorinnen meinen Text und korrigieren Fehler, aber dies passiert eher selten. Wenn ich den gedruckten Text mit meiner Übersetzung vergleiche, bleibt in 90 % der Fälle meine Version erhalten. Daher nehme ich meine Verantwortung, qualitativ hochwertige Arbeit zu liefern, sehr ernst. Ich schätze die Autonomie, meinen eigenen Stil und Humor in die Charaktere einfließen zu lassen. Wenn man mich gut kennt, kann man meinen Humor und meine Ausdrucksweise in den Charakteren wiedererkennen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Dich aus?
Als Freelancer plane ich alles selbst. Nachdem ich E-Mails von Kunden oder neue Auftragseingänge geprüft habe, beginne ich mit der Übersetzung der Kapitel oder Seiten, die an diesem Tag erledigt werden müssen. Wegen strenger Deadlines kann ich so lange nicht Feierabend machen, wie die Arbeit nicht erledigt ist. Ein Buch mit 10 bis 16 Kapiteln übersetze ich normalerweise in einer Woche. Ich konzentriere mich nicht auf die Zeit, sondern auf die Menge der Arbeit, die ich täglich erledigen muss. An Tagen, an denen ich mich nicht gut konzentrieren kann, erledige ich administrative Aufgaben wie Seitennummerierung, Rechnungsstellung oder Korrekturlesen. Es gibt zwar eine gewisse zeitliche Flexibilität, aber in der Regel ist es notwendig, in einer ruhigen Umgebung im Home-Office zu arbeiten – idealerweise mit drei Monitoren. Da ich normalerweise mindestens sechs Tabs gleichzeitig geöffnet habe, ist es mir unmöglich, nur mit einem Laptop zu arbeiten.
Was sind persönliche Werte oder Prinzipien, die Du bei deiner Übersetzungsarbeit beachtest und wie beeinflussen diese, wie Du jeweilige Projekte angehst?
Qualität der Übersetzung und die genaue Darstellung der koreanischen Kultur sind meine Hauptprioritäten. Da ich selbst Webtoon-Leserin bin, verstehe ich, wie wichtig es ist, Ausdrücke zu finden, die im Deutschen natürlich klingen und die Leserschaft nicht irritieren. Wenn ich auf eine solche Stelle stoße, schlage ich oft mehrere alternative Übersetzungen vor. Bei kulturellen Begriffen oder Essen versuche ich, den ursprünglichen Begriff beizubehalten, statt eine detaillierte Erklärung zu liefern. Meine Vorschläge können nicht immer genau so gedruckt werden, aber mein Ziel ist es, dass die Leser*innen das Wort „Bulgogi“ genauso mühelos erkennen wie „Omeuraisu“.
Hast Du als Übersetzerin der ersten Generation in dieser Nische einen besonderen Tipp für andere junge Leute, die gerne in deine Fußstapfen treten würden?
Ich habe zwei Ratschläge: Lernt Koreanisch mit Hilfe von muttersprachlichem Content und baut euch ein Netzwerk auf, um eure Arbeit bzw. euren Namen bekannt zu machen. Übersetzerinnen sind oft unsichtbar, und wenn man kein Netzwerk über soziale Medien aufbaut oder sich nicht mit Verlagen auf Buchmessen trifft, kann auch niemand wissen, dass es einen gibt.
Bereitet euch auf das TOPIK-Zertifikat Level 6 vor und sammelt Erfahrung im Fan-Übersetzen. Denkt daran, dass die Arbeit bei einem großen deutschen Verlag nicht der erste Schritt, sondern das Endziel ist. Ein realistischerer Ratschlag: Niemand kann garantieren, dass sich Webtoons langfristig etablieren. Alle Übersetzerinnen, die ich kenne, haben klein angefangen – anfangs nur ein paar Kapitel pro Monat – und dann nach und nach eine Kundenbasis aufgebaut. Setzt nicht all eure Hoffnungen darauf, sondern verfolgt es parallel zu einer stabilen beruflichen Laufbahn, bevor ihr eine Vollzeitkarriere in Betracht zieht.
Erfolg & Anerkennung
Du hast kürzlich den ADeKo Special Award 2025 für deine Arbeit erhalten. Was bedeutet diese Anerkennung für Dich persönlich und/oder beruflich?
Das bedeutet mir sehr viel! Ich stecke viel Mühe und Überlegung in jede Übersetzung und freue mich immer, wenn ich die koreanische Sprache und Kultur einem breiteren Publikum näherbringen kann. In meinem Umkreis benutzen wir oft das Sprichwort: ‚Wenn ein übersetztes Buch einen Preis gewinnt, wird der Autor gefeiert – der Übersetzer hingegen wird nur bemerkt, wenn das Buch schlecht ist.‘ Deshalb ist diese Auszeichnung nicht nur eine Ehre für mich, sondern auch für all die unsichtbaren Übersetzer*innen da draußen. Ich brenne für meine Arbeit und für Korea und fühle mich dadurch bestärkt, dass ich den richtigen Weg gewählt habe.
Wenn Du zurückblickst: Wie empfindest du die Entwicklung koreanischer Webtoons und deren Wahrnehmung beim deutschen Publikum im Vergleich zu der Zeit, als du angefangen hast?
Früher musste ich oft gegen das Vorurteil ankämpfen, dass Webtoons ausschließlich Erotikliteratur seien. Ich weiß nicht genau, woher dieser Eindruck stammt, aber ich musste immer wieder erklären, dass es Webtoons für alle Altersgruppen gibt und dass sie ein breites Spektrum an Genres abdecken. Inzwischen haben extrem beliebte Serien wie Solo Leveling oder Omniscient Reader's Viewpoint dazu beigetragen, dass Webtoons neben japanischen Manga zunehmend als fester Bestandteil der Comic-Kultur wahrgenommen werden. Heute bekomme ich meist eine ganz andere Reaktion, wenn ich über meine Arbeit spreche: ‚Ah, du meinst Webtoons wie ___, oder?
Herausforderungen & Zukunftsperspektiven
Wie bleibst Du mit den Trends in Webtoons und populären Medien auf dem Laufenden, besonders wenn sich die Inhalte so schnell weiterentwickeln?
Es ist nicht immer der Fall, dass Inhalte, die in Korea beliebt sind, automatisch auch in Deutschland erfolgreich sind, was eine gewisse Herausforderung mit sich bringt. Ich halte mich durch soziale Netzwerke auf dem neuesten Stand, indem ich regelmäßig die Social-Media-Kanäle koreanischer Verlage besuche, um Neuigkeiten über neue Veröffentlichungen zu erhalten. Ich abonniere mehrere E-Mail-Newsletter und bin insgesamt sehr aktiv in verschiedenen Online-Communities.
Wo siehst Du das Feld der koreanisch-deutschen Übersetzung in den nächsten fünf bis zehn Jahren, besonders im Hinblick auf das wachsende globale Interesse an Webtoons und K-Pop-Kultur?
Ich hoffe, dass Webtoons auch in Deutschland langfristig Fuß fassen werden. Es gibt jedoch viele miteinander verbundene Herausforderungen, angefangen bei den begrenzten Kenntnissen deutscher Verlage über den koreanischen Markt und die Trends, über die steigenden Papierpreise für den Druck, bis hin dazu, dass viele K-Culture-Inhalte bereits über englische Übersetzungen konsumiert werden. Wenn ich mit Verlagen spreche, sagen sie, dass sie ihr Bestes tun, aber dass sie nicht wirklich vorhersagen können, wohin diese Reise führen wird. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt, und hoffe, dass ich meine Leidenschaft so lange wie möglich teilen kann.
Breitere Auswirkungen der koreanischen Popkultur
Koreanische Popkultur, von K-Dramas bis hin zu Webtoons, ist inzwischen ein globales Phänomen. Was denkst Du, ist der Hauptgrund für ihren weit verbreiteten Erfolg, und wie siehst Du Deine Rolle in diesem kulturellen Austausch?
Es ist ganz einfach: Ich denke, der Hauptgrund für die Popularität dieser Inhalte liegt in der außergewöhnlich hohen Qualität. Die Schauspielkunst, die Handlung der Dramen, der Kunststil, die Charakterentwicklung und die Musik – alles ist auf höchstem Niveau. Früher hatte internationale Unterhaltung, abgesehen von den USA, kaum eine Bedeutung. Aber durch die Globalisierung und die K-Wave scheint es, dass neue Türen für eine vielfältigere Unterhaltung geöffnet wurden. Wenn die Inhalte nicht ansprechend wären, würde niemand sie unabhängig von ihrer Herkunft konsumieren. Dieses Phänomen zeigt, dass Korea ein Land voller talentierter und kreativer Köpfe im Bereich Unterhaltung ist.
Wie denkst Du, dass die wachsende Popularität koreanischer Webtoons und Medien die Beziehung zwischen Deutschland und Korea beeinflusst, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich?
Es wird noch ein weiter Weg sein, bis die Popularität von K-Entertainment auch wirtschaftlich eine bedeutende Rolle spielt. Aber kulturell kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit Zuversicht sagen, dass K-Entertainment hilft, eine allgemeine Wissensbasis über Korea und koreanische Kultur bei den Konsumenten zu etablieren. Die Menschen gehen häufig in koreanische Restaurants, um das Essen aus K-Dramen zu probieren, kaufen Webtoons, um die Autor*innen zu unterstützen, und senden damit eine klare Botschaft: ‚Ja, wir lieben eure Inhalte und wollen mehr davon!‘
Vielen Dank für Deine Zeit und detaillierten Antworten! Wir wünschen Dir das Beste für deine weitere Zukunft und sind schon gespannt, wie es für Dich weitergeht.
Interview mit Annabell Führes, Print Webtoon Übersetzerin der ersten Generation
Wir möchten uns ganz herzlich bei Annabell Führes, Gewinnerin des Special ADeKo Awards 2025, für ihre tolle Arbeit bedanken und stellen sie, ihren Werdegang und Karriere in Form eines Interviews vor!
Annabell Führes während eines Vortrags in der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea in der Bundesrepublik Deutschland
Werdegang & Motivation
ADeKo: Bitte gib uns eine kurze Übersicht Deiner Arbeit.
Ich arbeite seit Anfang 2021 als Übersetzerin vom Koreanischen und Englischen ins Deutsche. Während dieser Zeit habe ich mit Unternehmen wie IYuno und Lezhin Entertainment an verschiedenen Online-Projekten zusammengearbeitet. Mein Schwerpunkt lag dabei auf der Etablierung gedruckter Webtoons auf dem deutschen Markt in Zusammenarbeit mit großen deutschen Verlagen wie dem Carlsen Verlag, Altraverse Verlag und Papertoons Verlag.
Seit Beginn meiner Karriere habe ich an mehr als zehn Serien und über 50 Büchern gearbeitet, die in Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich sind. Zu den bekannten Werken, an denen ich beteiligt war, zählen 「The World After the Fall」, 「I Shall Master this Family」 und 「My Gently Raised Beast」.
Was hat Dein Interesse an Übersetzung am Anfang geweckt? Und was hat Dich dazu inspiriert, speziell Koreanisch-Deutsche Übersetzerin zu werden?
Ich begann in der Oberschule, Koreanisch zu lernen, kurz bevor eine Reise nach Südkorea anstand. Danach setzte ich das Lernen der Sprache in meiner Freizeit fort. Nach einem Auslandsjahr an der Korea University Business School entschied ich mich, nach meinem BWL-Bachelorabschluss Koreanistik im Master zu studieren.
Am Ende meines Studiums suchte ich nach einer Möglichkeit, meine Sprachkenntnisse beruflich zu nutzen. Zu dieser Zeit wusste in Deutschland fast niemand etwas über koreanische Webtoons, und niemand hätte erwartet, dass sie jemals für die breite Öffentlichkeit übersetzt würden.
Da ich seit meiner Kindheit eine begeisterte Leseratte war und Bücher sowie Comics liebte, hatte ich eine natürliche Affinität zur Literatur. Als sich die Gelegenheit bot, koreanische Webtoons auf dem deutschen Online-Markt vorzustellen, ergriff ich sie sofort. Nach einem schwierigen Bewerbungsprozess bekam ich schließlich meinen ersten Job als Übersetzerin.
Webtoons und Popular Media Übersetzung sind relative neu. Was sind Herausforderungen, auf die Du als eine Übersetzerin der ersten Generation in diesem Bereich gestoßen bist? Und wie hast Du sie überwunden?
Als Teil der ersten Generation von Übersetzerinnen in diesem Bereich zu arbeiten, war sowohl eine große Chance als auch eine Herausforderung. In anderen Branchen, beispielsweise im Gaming-Bereich, gibt es Tools wie memoQ, die das Übersetzen erleichtern. Bei Webtoon-Übersetzungen sind jedoch nach wie vor viele manuelle Arbeiten erforderlich — von der Seitennummerierung bis hin zu schlecht lesbaren Scans mit niedriger Auflösung.
Neben den technischen Herausforderungen enthalten Webtoons viele moderne und trendige Humor- sowie Ausdrucksformen, die sich nur schwer mit traditioneller Literatur vergleichen lassen. Daher ist es für Übersetzerinnen notwendig, sich kontinuierlich über die koreanische Kultur, politische Entwicklungen, neue Ausdrücke und Internet-Meme-Kulturen auf dem Laufenden zu halten.
Zudem gibt es aufgrund der begrenzten Sprechblasen in Webtoons oft eine Zeichenbeschränkung. Das stellt eine große Herausforderung dar, da der Ton, Inhalt, die Charaktereigenschaften und der Humor innerhalb von etwa zehn Zeichen vermittelt werden müssen.
Hast Du als Pionier in der Übersetzungsarbeit von Webtoons und Popular Media eine Art Verantwortungsgefühl dafür, wie diese Medien in Deutschland wahrgenommen werden?
Ja, definitiv! Als Übersetzerin fühle ich mich oft wie eine wichtige Repräsentantin der koreanischen Kultur, des Humors und der Geschichte, die durch diese Werke transportiert werden. Da die meisten deutschen Verlage über zehn Jahre mit dem japanischen Markt zusammengearbeitet haben, könnten sie die Illustrationen von Webtoons häufig vor einem anderen kulturellen Hintergrund interpretieren.
Auch wenn ich für die Übersetzungen verantwortlich bin, übernimmt der Verlag die Endbearbeitung und den Druck. Daher nehme ich mir oft die Zeit, den Redakteuren genaue Hinweise zu geben, um sicherzustellen, dass die koreanische Kultur korrekt wiedergegeben wird.
Ein Beispiel hierfür ist mein Hinweis darauf, dass der Begriff „삼각김밥“ nicht mit „Onigiri“ verwechselt oder geändert werden sollte. Außerdem habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass bestimmte Begriffe aufgrund geopolitischer Konflikte in der Region vermieden werden sollten.
Hast Du ein persönlicher Favorit von allen Webtoons, an deren Übersetzung Du bereits gearbeitet hast? Und falls ja, weshalb?
Es ist schwer, nur einen Favoriten zu wählen, da man für jede Serie, in die man so viel Zeit und Herzblut steckt, eine besondere Zuneigung entwickelt. 「My Gently Raised Beast」 liegt mir jedoch besonders am Herzen, da es mein erstes veröffentlichtes Werk war.
Ich hatte die Serie zuvor als Fan gelesen und war überglücklich, als ich einige Jahre später die Übersetzung übernehmen konnte. Diese Serie wurde auch auf der Leipziger Buchmesse 2024 vorgestellt. Es war ein unglaubliches Gefühl, meine Arbeit dort zu sehen und zu erfahren, wie die Leserschaft und Fans den Webtoon auf dem deutschen Markt aufgenommen haben.
Was ist bis jetzt der denkwürdigste Moment Deiner Kariere – vielleicht ein Meilenstein oder ein Moment, der Dich besonders stolz oder glücklich gemacht hat?
Jedes Mal, wenn ich über meine Arbeit sprechen kann, bin ich stolz. Besonders stolz war ich, als ich Ende 2024 eine Rede im Koreanischen Kulturzentrum in Berlin hielt, das von der Botschaft der Republik Korea geleitet wird. Für mich, die früher als Studentin Koreanisch lernen wollte, war es ein ganz besonderer Moment, meine bisherige Karriere zu reflektieren und zu sehen, wie weit ich bereits gekommen bin.
Außerdem habe ich begonnen, auf sozialen Medien Einblicke hinter die Kulissen meiner Übersetzungsarbeit und mein Wissen zu teilen, um anderen, die sich für die Übersetzung von Webtoons und die koreanische Sprache interessieren, hilfreiche Einblicke zu geben.
Übersetzerinnen bleiben normalerweise im Hintergrund. Doch indem ich meine Arbeit auf Social Media präsentiere, spüre ich ein wachsendes Interesse an den unsichtbaren Akteuren, die hinter den Kulissen tätig sind.
Was sind Deine Ziele für die Zukunft? Gibt es bestimmte Projekte oder Bereiche, die Du in deiner Karriere als Übersetzerin erforschen möchtest?
Webtoons sind auf dem deutschen Markt immer noch relativ neu und aufgrund der höheren Produktionskosten deutlich teurer als japanische Manga. Mein Ziel für die Zukunft ist es, Webtoons als einen wichtigen Teil der Literatur zu etablieren.
Ich möchte jedes Jahr neue Veröffentlichungen übersetzen und würde auch gerne einmal in die Lizenzabteilung eines Verlags hineinschnuppern. Dabei reizt es mich besonders, mit koreanischen Partnern zusammenzuarbeiten und mitzuentscheiden, welche Webtoons der nächste große Erfolg werden könnten.
Zum Übersetzungsprozess
Wie Du bereits erwähnt hast, sind Webtoons oft geprägt durch einen eigenen Humor und kulturelle Eigenschaften. Wie hältst Du die Balance zwischen dem Original und der Sicherstellung, dass der Inhalt bei der Deutschen Leserschaft Anklang findet?
Verlage in Deutschland legen mehr Wert auf die Resonanz der Leserschaft als auf eine wortwörtliche Übersetzung. Tatsächlich sind Koreanisch und Deutsch so unterschiedlich, dass eine wortwörtliche Übersetzung in den meisten Fällen ohnehin unmöglich wäre.
Webtoons wurden zur Unterhaltung geschaffen, weshalb es wichtig ist, dass die Charaktere nicht wie Roboter ohne Emotionen klingen. Ich achte besonders auf den Ton eines Satzes — ob er verspielt, ärgerlich oder etwas anderes ist — und finde die passende Übersetzung im Deutschen.
Jeder Übersetzer hat seinen eigenen Witz, Humor und Stil, weshalb es unzählige verschiedene Übersetzungen für denselben Satz geben kann. Genau das macht Übersetzen für mich zu einer Kunst.
Gibt es bestimmte Techniken, die Du nutzt, um den Ton und Stil des Originals so gut wie möglich wiederzugeben?
Jeder Webtoon-Übersetzer führt ein Glossar, um häufig verwendete Ausdrücke und Eigenheiten der Charaktere zu dokumentieren. Bei Geschichten wie 「The World After the Fall」, die viele Charaktere umfassen, verbringe ich oft Stunden mit der Erstellung dieser Übersicht und verfolge die Entwicklung der Charaktere sowie deren Sprachgebrauch.
Ich habe festgestellt, dass das Verstehen der koreanischen Sprache und das Übersetzen zwei völlig verschiedene Fähigkeiten sind. Um den Stil des Originals zu bewahren, muss man nicht nur Koreanisch verstehen, sondern auch jahrelang die Nuancen und den Ton der Sprache erfassen.
Zum Beispiel denke ich nicht immer automatisch an „Wie du weißt“, wenn ich die koreanische Endung -찮아요 sehe. Solche direkten Übersetzungen können unnatürlich klingen. Wenn man ständig dieselben Wörter verwendet, wirkt die Geschichte mit der Zeit eintönig und langweilig. Stattdessen lese ich den gesamten Satz, erfasse den Kontext und finde anschließend eine passende Formulierung.
Dieser Prozess führt allerdings oft dazu, dass ich zwar den Satz genau verstehe, mir jedoch dennoch den Kopf über die perfekte deutsche Übersetzung zerbreche.
Wie viel kreative Freiheit hast Du als Übersetzerin wenn du an einem Projekt arbeitest und fühlst du Dich manchmal als Co-Creator der Arbeit?
Momentan habe ich viel kreative Freiheit. Natürlich bearbeiten die Redakteurinnen und Lektorinnen meinen Text und korrigieren Fehler, aber dies passiert eher selten. Wenn ich den gedruckten Text mit meiner Übersetzung vergleiche, bleibt in 90 % der Fälle meine Version erhalten. Daher nehme ich meine Verantwortung, qualitativ hochwertige Arbeit zu liefern, sehr ernst. Ich schätze die Autonomie, meinen eigenen Stil und Humor in die Charaktere einfließen zu lassen. Wenn man mich gut kennt, kann man meinen Humor und meine Ausdrucksweise in den Charakteren wiedererkennen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Dich aus?
Als Freelancer plane ich alles selbst. Nachdem ich E-Mails von Kunden oder neue Auftragseingänge geprüft habe, beginne ich mit der Übersetzung der Kapitel oder Seiten, die an diesem Tag erledigt werden müssen. Wegen strenger Deadlines kann ich so lange nicht Feierabend machen, wie die Arbeit nicht erledigt ist. Ein Buch mit 10 bis 16 Kapiteln übersetze ich normalerweise in einer Woche. Ich konzentriere mich nicht auf die Zeit, sondern auf die Menge der Arbeit, die ich täglich erledigen muss. An Tagen, an denen ich mich nicht gut konzentrieren kann, erledige ich administrative Aufgaben wie Seitennummerierung, Rechnungsstellung oder Korrekturlesen. Es gibt zwar eine gewisse zeitliche Flexibilität, aber in der Regel ist es notwendig, in einer ruhigen Umgebung im Home-Office zu arbeiten – idealerweise mit drei Monitoren. Da ich normalerweise mindestens sechs Tabs gleichzeitig geöffnet habe, ist es mir unmöglich, nur mit einem Laptop zu arbeiten.
Was sind persönliche Werte oder Prinzipien, die Du bei deiner Übersetzungsarbeit beachtest und wie beeinflussen diese, wie Du jeweilige Projekte angehst?
Qualität der Übersetzung und die genaue Darstellung der koreanischen Kultur sind meine Hauptprioritäten. Da ich selbst Webtoon-Leserin bin, verstehe ich, wie wichtig es ist, Ausdrücke zu finden, die im Deutschen natürlich klingen und die Leserschaft nicht irritieren. Wenn ich auf eine solche Stelle stoße, schlage ich oft mehrere alternative Übersetzungen vor. Bei kulturellen Begriffen oder Essen versuche ich, den ursprünglichen Begriff beizubehalten, statt eine detaillierte Erklärung zu liefern. Meine Vorschläge können nicht immer genau so gedruckt werden, aber mein Ziel ist es, dass die Leser*innen das Wort „Bulgogi“ genauso mühelos erkennen wie „Omeuraisu“.
Hast Du als Übersetzerin der ersten Generation in dieser Nische einen besonderen Tipp für andere junge Leute, die gerne in deine Fußstapfen treten würden?
Ich habe zwei Ratschläge: Lernt Koreanisch mit Hilfe von muttersprachlichem Content und baut euch ein Netzwerk auf, um eure Arbeit bzw. euren Namen bekannt zu machen. Übersetzerinnen sind oft unsichtbar, und wenn man kein Netzwerk über soziale Medien aufbaut oder sich nicht mit Verlagen auf Buchmessen trifft, kann auch niemand wissen, dass es einen gibt.
Bereitet euch auf das TOPIK-Zertifikat Level 6 vor und sammelt Erfahrung im Fan-Übersetzen. Denkt daran, dass die Arbeit bei einem großen deutschen Verlag nicht der erste Schritt, sondern das Endziel ist. Ein realistischerer Ratschlag: Niemand kann garantieren, dass sich Webtoons langfristig etablieren. Alle Übersetzerinnen, die ich kenne, haben klein angefangen – anfangs nur ein paar Kapitel pro Monat – und dann nach und nach eine Kundenbasis aufgebaut. Setzt nicht all eure Hoffnungen darauf, sondern verfolgt es parallel zu einer stabilen beruflichen Laufbahn, bevor ihr eine Vollzeitkarriere in Betracht zieht.
Erfolg & Anerkennung
Du hast kürzlich den ADeKo Special Award 2025 für deine Arbeit erhalten. Was bedeutet diese Anerkennung für Dich persönlich und/oder beruflich?
Das bedeutet mir sehr viel! Ich stecke viel Mühe und Überlegung in jede Übersetzung und freue mich immer, wenn ich die koreanische Sprache und Kultur einem breiteren Publikum näherbringen kann. In meinem Umkreis benutzen wir oft das Sprichwort: ‚Wenn ein übersetztes Buch einen Preis gewinnt, wird der Autor gefeiert – der Übersetzer hingegen wird nur bemerkt, wenn das Buch schlecht ist.‘ Deshalb ist diese Auszeichnung nicht nur eine Ehre für mich, sondern auch für all die unsichtbaren Übersetzer*innen da draußen. Ich brenne für meine Arbeit und für Korea und fühle mich dadurch bestärkt, dass ich den richtigen Weg gewählt habe.
Wenn Du zurückblickst: Wie empfindest du die Entwicklung koreanischer Webtoons und deren Wahrnehmung beim deutschen Publikum im Vergleich zu der Zeit, als du angefangen hast?
Früher musste ich oft gegen das Vorurteil ankämpfen, dass Webtoons ausschließlich Erotikliteratur seien. Ich weiß nicht genau, woher dieser Eindruck stammt, aber ich musste immer wieder erklären, dass es Webtoons für alle Altersgruppen gibt und dass sie ein breites Spektrum an Genres abdecken. Inzwischen haben extrem beliebte Serien wie Solo Leveling oder Omniscient Reader's Viewpoint dazu beigetragen, dass Webtoons neben japanischen Manga zunehmend als fester Bestandteil der Comic-Kultur wahrgenommen werden. Heute bekomme ich meist eine ganz andere Reaktion, wenn ich über meine Arbeit spreche: ‚Ah, du meinst Webtoons wie ___, oder?
Herausforderungen & Zukunftsperspektiven
Wie bleibst Du mit den Trends in Webtoons und populären Medien auf dem Laufenden, besonders wenn sich die Inhalte so schnell weiterentwickeln?
Es ist nicht immer der Fall, dass Inhalte, die in Korea beliebt sind, automatisch auch in Deutschland erfolgreich sind, was eine gewisse Herausforderung mit sich bringt. Ich halte mich durch soziale Netzwerke auf dem neuesten Stand, indem ich regelmäßig die Social-Media-Kanäle koreanischer Verlage besuche, um Neuigkeiten über neue Veröffentlichungen zu erhalten. Ich abonniere mehrere E-Mail-Newsletter und bin insgesamt sehr aktiv in verschiedenen Online-Communities.
Wo siehst Du das Feld der koreanisch-deutschen Übersetzung in den nächsten fünf bis zehn Jahren, besonders im Hinblick auf das wachsende globale Interesse an Webtoons und K-Pop-Kultur?
Ich hoffe, dass Webtoons auch in Deutschland langfristig Fuß fassen werden. Es gibt jedoch viele miteinander verbundene Herausforderungen, angefangen bei den begrenzten Kenntnissen deutscher Verlage über den koreanischen Markt und die Trends, über die steigenden Papierpreise für den Druck, bis hin dazu, dass viele K-Culture-Inhalte bereits über englische Übersetzungen konsumiert werden. Wenn ich mit Verlagen spreche, sagen sie, dass sie ihr Bestes tun, aber dass sie nicht wirklich vorhersagen können, wohin diese Reise führen wird. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt, und hoffe, dass ich meine Leidenschaft so lange wie möglich teilen kann.
Breitere Auswirkungen der koreanischen Popkultur
Koreanische Popkultur, von K-Dramas bis hin zu Webtoons, ist inzwischen ein globales Phänomen. Was denkst Du, ist der Hauptgrund für ihren weit verbreiteten Erfolg, und wie siehst Du Deine Rolle in diesem kulturellen Austausch?
Es ist ganz einfach: Ich denke, der Hauptgrund für die Popularität dieser Inhalte liegt in der außergewöhnlich hohen Qualität. Die Schauspielkunst, die Handlung der Dramen, der Kunststil, die Charakterentwicklung und die Musik – alles ist auf höchstem Niveau. Früher hatte internationale Unterhaltung, abgesehen von den USA, kaum eine Bedeutung. Aber durch die Globalisierung und die K-Wave scheint es, dass neue Türen für eine vielfältigere Unterhaltung geöffnet wurden. Wenn die Inhalte nicht ansprechend wären, würde niemand sie unabhängig von ihrer Herkunft konsumieren. Dieses Phänomen zeigt, dass Korea ein Land voller talentierter und kreativer Köpfe im Bereich Unterhaltung ist.
Wie denkst Du, dass die wachsende Popularität koreanischer Webtoons und Medien die Beziehung zwischen Deutschland und Korea beeinflusst, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich?
Es wird noch ein weiter Weg sein, bis die Popularität von K-Entertainment auch wirtschaftlich eine bedeutende Rolle spielt. Aber kulturell kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit Zuversicht sagen, dass K-Entertainment hilft, eine allgemeine Wissensbasis über Korea und koreanische Kultur bei den Konsumenten zu etablieren. Die Menschen gehen häufig in koreanische Restaurants, um das Essen aus K-Dramen zu probieren, kaufen Webtoons, um die Autor*innen zu unterstützen, und senden damit eine klare Botschaft: ‚Ja, wir lieben eure Inhalte und wollen mehr davon!‘
Vielen Dank für Deine Zeit und detaillierten Antworten! Wir wünschen Dir das Beste für deine weitere Zukunft und sind schon gespannt, wie es für Dich weitergeht.